Die Sony NEX3 und die Sony HX60 unterscheiden auf den ersten Blick in der Gehäusegröße kaum. An der NEX3 kann man das Objektiv wechseln. die HX60 bietet ein ausfahrbares Objektiv das der Brennweitenbereich von umgerechnet 24mm bis 720mm abdeckt.
Der größte Unterschied steckt in der Kamera, der Sensor der HX60 ist klassentypisch 6,2mm X 4,6mm groß und hat eine Auflösung von 20,2 Mio Pixeln. Der Sensor der NEX ist ein APS-C Sensor und hat die Abmessungen von 23,6mm x 15,8mm. Die Auflösung beträgt 14,3 Mio. Pixeln.
Bei der Sensorfläche stehen also 28,52mm², 372,88mm² gegenüber. Dieser Vergleich zeigt nur die Auswirkung der Sensorgröße auf die Tiefenschärfe. Andere Effekte die ihren Ursprung in der Senorgröße haben wie z.B. Rauschverhalten bei hohen ISO-Werten, werden nicht betrachtet.
Alle Bilder wurden bei max. Offenblende aufgenommen, 2,8 bei der NEX3 mit dem Zeiss Tessar 2,8/50mm und 4 bei der HX60. Nur die NEX bietet die Möglichkeit kreativ mit der Tiefenschärfe zu spielen. Die Bildqualität ist bei beiden gut. An den Beispielbildern kann man erkennen das das Freistellen von Objekten mit der HX60 fast nicht möglich ist. Die NEX hat dagegen noch Potential mit einem anderen Objektiv noch "mehr" freizustellen.
Die Ursache für diesen Effekt ist die unterschiedliche Sensorgröße. Der 1/2,3" Sensor der HX60 ist sehr klein. Um den Bildausschnitt darzustellen der bei einer Kleinbildkamera 24mm entspricht, benötigt die HX60 eine Anfangsbrennweite von 4mm, die NEX3, wie alle APS-C Kameras, 16mm.
Für die Schärfentiefe ist die gewählte Blende die wichtige Größe. Ebenso wie die Brennweite muss auch der Blendenwert umgerechnet werden. Die HX60 hat ein 3,5-6.3/4-120mm Objektiv. Der Brennweitenbereich, bezogen auf das Kleinbildformat entspricht dabei 24 - 720 mm. Die Anfangsblende beträgt aber - wiederum bezogen auf das Kleinbildformat - 21 (Weitwinkel) sowie 37,8 (Tele). Die Anfangsblende im Weitwinkel von 3,5 entspricht Blende 21 im Kleinbidformat, bei Kleinbild ist dieser Wert oft die kleinste Blende die möglich ist. Das Abblenden wird damit weitgehend überflüssig. Digitale Kompaktkameras können deshalb meistens nur 2-3 Stufen abblenden.Eine noch kleinere Blendöffnung würde die Bildqualität durch Beugungseffekte stark verschlechtern. Andererseits läßt Objektiv mit Blende F3,5 immer dieselbe Lichtmenge passieren – ganz gleich wie groß die Sensorfläche dahinter ist.
Die Schärfentiefe ist bei der HX60 viel größer als bei einem Objektiv mit F3,5 an der NEX. Das ist Fluch und Segen zugleich. Klar im Vorteil sind die Kameras mit kleinerem Sensor, wenn es um eine möglichst große Schärfentiefe geht. Die HX60 erzielt bei Blende F3,5 dieselbe Schärfentiefe wie die NEX3 bei ca. F13. Oder wo die NEX3 bei Blende F13 die ISO-Zahl 1600 benötigt, gibt sich die HX60 bei Blende F3,5 mit ISO 200 zufrieden.
In der Praxis benötigt man also bei Kamera mit kleinem Sensor eine deutlich geringere ISO-Zahl, um dieselbe Schärfentiefe wie mit einer Kleinbildkamera zu erzielen. Daher spielt es auch keine ganz so große Rolle, dass die kleineren Sensoren bei höheren ISO-Werten deutlich stärker rauschen als ihre größeren Kollegen.
Wenn allerdings eine möglichst geringe Schärfentiefe gefordert ist – etwa bei Portraitaufnahmen – wird der kleine Sensor schnell zum Nachteil. Er bietet kaum Freistellpotential. Da hilft nur eines: Aufnahmeentfernung und Brennweite so groß wie möglich wählen, und dabei das Hauptmotiv sehr weit vor dem Hintergrund platzieren.